Teil 1
Ich glaube, meine Katze bekommt Alzheimer.
Ich fange ganz früh an, mit meiner Geschichte. Ich wohne in Frankfurt am Main, in einem Stadtteil, in einem Hochhaus im fünften Stock, direkt im Grünen und den Fluss Nidda kann ich sehen, sobald ich aus dem Fenster schaue bzw. auf dem Balkon bin.
Zuerst war mein Kater Charly bei uns. Ein total Verrückter. Er hat apportiert. Egal, was man im Spiel weggeworfen hat, er hat es ruckzuck wieder zurück gebracht. Seine kulinarischen Vorlieben war die Nussschokolade, welche er sich mit meinem Mann teilte, Pizza, Bananen, Gurkensalat, Eis nicht unbedingt wenn überhaupt Schoko, Oliven und immer schön den Stein ausgespuckt. Ich wusste gar das Katzen spucken können. Er liebte es, dass Wasser direkt aus dem Wasserhahn zu schlecken.
Nun ja, als dann klar wurde, dass wir uns einen Kleingarten in einer Kleingartenanlage anschaffen würden, wollte ich für mein Katerchen einen Kameraden haben, damit er nicht so viel alleine ist. Gesagt, getan. Ich habe in einer Zeitung die Annonce über die Abgabe einer jungen Katze entdeckt. Also angerufen, hingefahren. Ich landete bei einer deutsch-türkischen Familie, wo neben Erwachsenen und Kinder auch noch ein Hund und mehrere Katzen wohnten. Die erste Katze, die ich entdeckte, hat mich erschreckt. Ich dachte immer so etwas gibt es nur in Amerika. Eine Europäisch Kurzhaar, bei welcher man vor lauter Bauch die Beine kaum sah. Schock! Dann sah ich die Katze aus der Anzeige. Die Dame des Hauses erklärte, dass diese erst einige Monate alt wäre. Doch als ich die Möglichkeit hatte, die Katze zu streicheln, merkte ich jede Rippe. Dies erklärte, warum die andere Katze so dick war. Zu sehen war nichts, da die Kleine eine Langhaarkatze war. Ich habe nicht lange nachgedacht, sondern gleich gesagt, dass ich die Katze gerne nehmen würde.
Und so zog Purzel (da sie einen Salto aus dem Stand gemacht hat), auch Frau Purz genannt, bei uns ein.
Als Frau Purz in unsere Wohnung kam, hat sie sich logischerweise erst mal versteckt. Doch nach wenigen Tag, in denen ich ihr mit viel Geduld den Weg zum Katzen-Klo gezeigt habe, aber sie trotzdem meinem Mann zweimal ins Bett gepullert hat, hat sie versucht sich mit Charly anzufreunden. Dies hat sich leider als etwas schwierig erwiesen. Charly, ein kastrierter Kater, stolz und seiner Meinung nach der Chef, bekommt einfach von den Zweibeinern eine Katze in sein Revier gesetzt, so etwas kann doch nicht sein. Aber im Laufe der Zeit haben die Zwei sich akzeptiert und engagiert . Ich glaube, es wurde später sogar etwas Katzenliebe. Es wurde alles doppelt angeschafft. Zwei Katzentoiletten, zwei Fressnäpfe.
Am Anfang unseres Zusammenleben habe ich festgestellt, dass Frau Purz sehr viel Hunger hatte und innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit ist sie grösser geworden. Dies hat mich verwundert. Nun, da ich einen Termin beim Tierarzt hatte, habe ich die Ärztin darauf angesprochen. Nach eingehenden Untersuchen teilte sie mir mit, dass Frau Purz keine junge Katze wäre, sondern schon ein bisschen älter wäre, aber das genaue Alter könne sie mir leider nicht sagen. Die Katze wäre nur ausgehungert gewesen und hätte deshalb wie eine junge Katze ausgesehen. Als ich die Ärztin fragte, was für eine Rasse Frau Purz wäre, meinte sie, ein Maine-Coon-Mix. Der Körperbau und das Fell wäre Maine –Coon und bedarf sehr viel Pflege, die Länge der Beine waren der Mix.
Da Frau Purz zwischenzeitlich schon einmal rollig war, habe ich sie auch gleich noch sterilisieren lassen.
Im Laufe der Jahre haben sich bei Frau Purz auch gewisse kulinarische Vorlieben eingestellt. Mit meinem Mann Limburger, diesen Stinke-Käse, essen und Vanilie Eis.
Als die Beiden sich aneinander gewöhnt hatten, war ihre größte Leidenschaft im Team Vögel zu fangen. Frau Purz setzte sich auf den Bistrotisch, welcher auf dem Balkon steht, bekam einen Gesichtsausdruck, welcher besagte: „Ich bin eine dicke, faule Katze und tue euch kleinen Vögeln nichts.“ Wenn nun die Vögel darauf hereingefallen waren und sich der Katze näherten, kam von unten ein schwarzer Blitz, Charly, angeschossen und machte Beute. Diese Beute habe unter anderem auch unter unserem Bett gefunden. Ebenso ist auch schon mal, als unser Haus eingerüstet war, einfach mal zur Nachbarin auf den Balkon spaziert.
Dann kam die absolut schlimmste Zeit. Auf einmal hat Frau Purz „gesabbert“. Also ab zum Tierarzt und dort kam der Schock. Frau Purz war todkrank. Wasser in der Lunge und dem Herzen. Obwohl sie noch eine Aufbauspritze bekam, ist sie leider zu Hause in unserer Mitte am nächsten Tag verstorben.
Charly & Purz
Charly & Purz
Nun waren wir wieder zu dritt. Doch Charly hat sich verändert, ich glaube er hat auch getrauert. Also dachte ich mir, dass er vielleicht etwas leichter über den Verlust hinweg kommt, wenn eine neue Katze bei uns einzieht. Da ich ein Mensch bin, der seine Vorsätze/Ideen verhältnismäßig schnell umsetzt, habe ich im Internet recherchiert und bin auf ein privates Katzentierheim in einem Nachbarort gestoßen. Dieses Tierheim arbeitet mit einem Tierheim in Madrid/Spanien zusammen. Als ich in diesem Tierheim mir die Katzen angeschaut hatte, sagte mir die Leiterin, übrigends eine nette ältere Damen, dass in einer Woche wieder Katzen aus Spanien kämen, unter anderem auch jüngere Katzen. Ich vereinbarte mit der Leiterin einen Termin für eine Woche später.
Eine Woche später war sie dann da, Edurne. Heute heißt sie Geraldine. Sie kam mit einem Flugpaten aus Spanien. Fünf Monate alt, war einmal eine Straßenkatze und sollte nun eine besseres Leben haben, als auf der Straße.
Bei der Eingewöhnung in unserem Zuhause wieder das übliche: schrittweise in Richtung Katzen-Klo geführt, welches neu angeschafft wurde. Ebenso wurde sie schrittweise an den Fressplatz gewöhnt. Was auch wieder daran glauben musste, war das Bett meines Mannes. Aber dieses Mal lag eine Gummiauflage unter dem Laken. Und der Balkon wurde Katzensicher gemacht. Es gab einen Maschendrahtzaun, denn gegenüber steht ein Baum, in welchem sich immer gern Vögel aufhalten und ich nicht möchte, dass die Katze auf einmal im Baum sitzt.
Als sie sich nach wenigen Tagen etwas an uns gewöhnt hatte, kam Leben in die Wohnung. Ein Wirbelwind stürmte durch die Wohnung, ich glaube, dies war das spanische Temperament. Doch leider wollte mein „alter Mann“ Charly nicht mit der Kleinen warm werden. Er trauerte immer noch. Obwohl wir mit allem uns möglichen versucht hatten , ihm bei seiner Trauer zu helfen, ist er wenige Monate später leider gestorben. Laut Arzt ist sein Immunsystem zusammen gebrochen, ich glaube aber, dass er an gebrochenem Herzen gestorben ist. Selbst unsere Nachbarin, welche auf demselben Stockwerk wohnt und die er immer mal wieder besucht hat, war sehr traurig.
Obwohl nun schon einige Jahre vergangen sind, tut es immer noch sehr, sehr weh.
Nun war Geraldine allein und nachdem wir diesen Verlustschmerz so schnell nicht wieder erleben wollten, haben wir entschieden, dass sie auch alleine bleibt.
Im Laufe der Jahre hat auch Geraldine ihre Vorlieben entwickelt, aber die größte Vorliebe ist das Geräusch der sich öffneten Dose mit Thunfisch, am liebsten den von Aldi in Wasser. Diesen muss sie sich nur mit meinem Mann teilen.
Lustig fand ich ein Erlebnis: Wie ich am Anfang geschrieben habe, wohnen wir am Wasser im Grünen und manchmal fliegt die Polizei mit dem Hubschrauber am Wasser entlang, da hin und wieder Leute ins Wasser fallen und ertrinken. An einem Tag war der Hubschrauber mal wieder unterwegs und hatte eine Flughöhe, welche sich unterhalb des fünften Stockwerkes in dem wir wohnen, befand. Geraldine sehr neugierig, was dies für ein Vogel ist der so ein Geräusch macht, saß auf dem Bistrotisch und schaut über die Brüstung. Dann kam der Hubschrauber langsam nach oben und die Katze wurde im gleichen Tempo kleiner. Ich glaube, in ihrem kleinen Köpfchen war der Gedanke: „Wow, was für ein großer Vogel!“
Ein anderes Mal kam ein ausgewachsenes Eichhörnchen auf unseren Balkon. Da sie auf dem Balkon über uns ein Nest haben, ist bei uns reger Eichhörnchen-Verkehr. Also Eichhörnchen auf dem Balkon, Katze in der Wohnung hinter der geschlossenen Balkontür. Die Katze hat tatsächlich versucht sich hinter dem Rahmen der Balkontür zu verstecken. Ein weiteres Mal war die Katze auf dem Balkon und das Eichhörnchen auf der Brüstung. Getrennt nur durch einen Maschendrahtzaun, der für ein Eichhörnchen kein Problem ist, da er an der Decke nicht abschließt. Ich wusste gar nicht, dass Eichhörnchen so schimpfen können. Und was sehr erschreckend festzustellen war: Ein ausgewachsenes Eichhörnchen ist grösser als unsere Geraldine und die hatte einen Heidenrespekt.
Jetzt komme ich zum Titel. Seit einigen Wochen haben wir festgestellt, dass unsere Kleine (Südländische Katzen sind zierlicher als unsere), welche auch auf Schnecke, Mäuschen, Mausi usw. hört, etwas verwirrt ist. Morgens sehr früh, bei der ersten Fütterung ist sie ganz normal. Nachdem sie meinen Mann erfolgreich zwischen 3.30 Uhr und 5.30 Uhr geweckt hat, (diese Uhrzeit ist sie aus meiner berufstätigen Zeit, bevor ich Rentner wurde, gewöhnt) geht es auf direktem Weg in die Küche, wo der Fressplatz ist. Nach Fressen und Toilettengang geht es wieder zu meinem Mann ins Bett. Da ist es ja schön warm und kuschelig. Wenn mein Mann endgültig aufsteht, bleibt Madam liegen und steht erst einige Stunden später auf. Nun ist sie eine ganz andere Katze. Sie benimmt sich, als wäre sie das erste Mal in der Wohnung. Alles wird abgeschnuffelt. Selbst Plätze, die nur für sie sind, werden begutachtet, als wären sie neu oder eine andere Katze wäre dort gewesen. Ich bin froh, dass sie immer noch weiß, wo das Katzen-Klo steht.
Als ich dieses Verhalten einige Tage lang beobachtet hatte, habe ich mich im Internet schlau gemacht, ob es Demenz/Alzheimer auch bei Katzen gibt. Leider musste ich feststellen, gibt es! Auf der Homepage der Zeitschrift geliebte Katze.de gibt es einen Artikel über Altersdemenz bei Katzen. In diesem Artikel sind einige Symptome aufgeführt, von denen zwei schon auf Geraldine zutreffen. Diese Symptome sind Verwirrtheit und Desorientiertheit sowie Planloses umher wandern. Sie meint mittlerweile jedes Mal, wenn sie aufwacht, dass es Futter gibt. Dies ist manchmal sehr nervig, da sie sehr fordernd werden kann und einem manchmal auch mal ein „Bein“ stellt. Aber wir haben verhältnismäßig feste Fütterungszeiten.
Bei diesem Beobachten der Katze musste ich feststellen, dass sie uns auch schon ganz gut „im Griff“ hat. Das neueste ist die Aufforderung ins Bett gebracht zu werden oder, wenn mein Mann abends mal nicht zu Hause ist, mich mit anschubsen aufzufordern ins Bett zu gehen. Da wollen wir nämlich mit und uns ankuscheln. Oder einfach nur in die Unterbettschublade legen und zu „schnarchen“.
Genauso mussten wir feststellen, dass sie Allergiker ist. Dass sie Stressempfindlich ist, wissen wir schon lange und die Medikamente, sie innerlich wieder ruhig zu bekommen, sind immer griffbereit. Problem ist dann nur, das Medikament in die Katze zu bekommen. Und jetzt auch noch Allergiker. Dies konnte die Ärztin, welch Glück, mit einer einzigen Histamin Spritze in Griff bekommen. Bei beiden Erkrankungen muss das Fell dran glauben. Bei der Allergie wird gekratzt, dann müssen sofort die Krallen gestutzt werden, denn sonst blutet die Kratzstelle sehr schnell. Dies könnte wiederum zu Entzündungen führen. Bei Stress wird das Fell solange geleckt bis keines mehr da ist.
Nun haben wir noch eine „Adoptiv-Katze“. Stiefelchen. Er ist ein Freigänger und besucht uns sehr oft im Garten. In der Gartenanlage gibt es über einhundert Parzellen und er besucht bestimmt alle. Er wird von einigen wie auch von uns gefüttert. Dies tut ihm sehr gut, denn vor zwei Jahren war er nur Haut und Knochen.
Damit dies nicht wieder sein wird, wird er im Winter von gefüttert. Da alle zwei Tage die Vogelfutterstellen kontrolliert und aufgefüllt werden, bekommt Stiefelchen auch sein Futter hingestellt. Ist jeden Tag eine halbe Stunde, die geopfert werden muss. Mache ich doch gerne und wenn ich nicht kann, muss mein Mann dran glauben.
Stiefelchen
Fortsetzung folgt.
Stiefelchen
Fortsetzung folgt.
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